Datum: 26. Mai 2020 um 0:49 Uhr
Dauer: 8 Stunden 11 Minuten
Einsatzart: Technische Hilfeleistung
Einsatzort: Am Bahnhof, Bad Bentheim
Mannschaftsstärke: 30
Fahrzeuge: TLF 16/25, LF 20, RW, LF 8, HRB 32, ELW (Mercedes Sprinter 2000 – 2021)
Weitere Kräfte: Bundespolizei, DB Notfallmanager, DRK Kreisverband Grafschaft Bentheim e.V., Ortsfeuerwehr Gildehaus, Ortsfeuerwehr Schüttorf, TUIS (Stufe 1)
Einsatzbericht:
In der Nacht zum 26.05.20 wurde die Feuerwehr Bad Bentheim um 0:49 mit dem Stichwort H3X_Bahn_Gefahrgut zu einem Gefahrstoffaustritt an einem Kesselwagen alarmiert. Gemäß unserer Alarm- und Ausrückeordnung wird dazu neben der Ortsfeuerwehr Bad Bentheim auch der Gefahrstoffzug, bestehend aus dem Gefahrgutzugführer, Gerätewagen Gefahrstoff und dem Gerätewagen Dekontamination von der Feuerwehr Schüttorf, sowie der ABC Erkunder der Feuerwehr Gildehaus alarmiert. Des Weiteren alarmiert wurden ein Rettungswagen des DRK Kreisverbandes, die zuständige Bundespolizei Bad Bentheim sowie der Notfallmanager der Deutschen Bahn.
Im Bahnhof Bad Bentheim werden Güterzüge die grenzüberschreitend fahren, an den nächsten Betreiber übergeben. Bei der dazu notwendigen Abfahrtkontrolle fallen daher immer mal wieder kleinere Leckagen mit verschiedenen Gefahrstoffen auf, die in der Regel jedoch vom Betreiber selber gehandhabt werden können und die Feuerwehr daher des Öfteren nach einer Erkundung unverrichteter Dinge wieder einrücken konnte.
Bereits bei der Alarmierung war bekannt, dass es sich um unter Druck verflüssigtes Propan, Butan, oder eine Mischung der beiden Stoffe handelt, das gleiche Gas / Gasgemisch wie in Campinggasflaschen. Dieses konnte vor Ort durch Ladepapiere und Waggonkennzeichnung bestätigt werden.
Am Bahndamm wurden wir von Mitarbeitern der Deutschen Bahn empfangen und zu dem aus den Niederlanden eingefahrenen Güterzug begleitet, der für die Weiterfahrt nach Polen bestimmt war. Vor Ort konnte leichter Gasgeruch sowie an einem Handventil eine Vereisung festgestellt werden, die auf die Verdampfung des flüssigen Produkts hinweist. Mittels Gaswarngerät und Sonde konnte im Bereich des Ventils entsprechend auch eine Gasatmosphäre festgestellt werden, die sehr nah am Ventil eine zündfähige Konzentration aufwies. Ein größerer Stoffaustritt, der eine Gefahr für Anwohner oder die sonstige Umgebung dargestellt hätte, war jedoch nicht feststellbar.
Nach Rücksprache mit dem Notfallmanager wurde die Einsatzstelle ausgeleuchtet und zunächst mittels Pulverlöschern und einem C-Rohr der Brandschutz sichergestellt. Aufgrund des Abstellortes des Waggons erfolgte dies nicht von der Straße am Bahndamm, sondern über die, für den Bahnverkehr gesperrten Gleise, vom Parkplatz des Bahnhofes aus.
Danach wurde mit Wasser die Vereisung am Ventil aufgelöst und versucht die Leckage an dem Ventil durch Nachziehen von Schraubverbindungen und des Handrades zu schließen, was jedoch nicht gelang.
Da damit unsere Möglichkeiten erschöpft waren die Leckage verlässlich und vollständig abzudichten, wurde von der Einsatzleitung Kontakt mit der TUIS aufgenommen. Das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem (TUIS) bietet öffentlichen Feuerwehren und Polizei bundesweit Unterstützung bei Transport- und Lagerunfällen mit Chemikalien durch die Werkfeuerwehren der Chemischen Industrie.
Mittels Telefon, Dokumenten und Bildern, die per E-Mail an einen Fachberater verschickt wurden, konnte die Situation gemeinsam weiter analysiert werden. Da durch den Stoffaustritt keine unmittelbare Gefahr bestand, wurde sich dazu entschlossen, den betroffenen Waggon auf ein Nebengleis zu fahren und vom Rest des Zuges zu separieren. Damit konnte dann auch der Fahrbetrieb auf den übrigen Gleisen, wieder freigegeben werden.
Weitere Messungen und die nicht wieder auftretende Vereisung am Ventil ließen weiterhin darauf schließen, dass die austretende Stoffmenge über die Dauer des Einsatzes geringer wurde. Vermutet wurde, dass das Bodenventil im Kesselwaggon weiterhin dicht war, aber das in der Leitung zwischen Bodenventil und Handventil verbliebene Produkt durch die Leckage am Handventil austreten konnte.
Gegen 05:30 konnte nur noch ein sehr geringer Stoffaustritt festgestellt werden, so dass selbst am Ventil selber keine Zündung des Stoffes mehr möglich war.
Daher wurde die Einsatzstelle an den Notfallmanager der DB übergeben und vereinbart, am Morgen nochmals mit einem Fahrzeug die Einsatzstelle anzufahren und eine weitere Kontrollmessung vorzunehmen.
Diese erfolgte gegen 08:30 durch die Besatzung des LF 20 der Ortsfeuerwehr Bad Bentheim in Beisein der Bundespolizei. Es wurden 2 Messungen vorgenommen, wobei eine Messung keine Anzeige erbrachte, die Zweite zeigte nur eine geringe Konzentration.
Nach nochmaliger Rücksprache mit dem Fachberater der TUIS und der Bundespolizei wurde der Einsatz endgültig an die DB übergeben. Die weitere Problemlösung liegt jetzt in der Hand des Unternehmens, dass die Gleise der Bahn für den Transport nutzt. Falls aufwendigere Arbeiten an dem Waggon vor Ort durchgeführt werden müssen, wird die Feuerwehr wieder hinzugezogen, um für die Sicherheit vor Ort sorgen zu können.